Interview mit Oliver Wennmacher

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von WeMoTec

Autor und Fotos: Peter Kaminski

WeMoTec ist weltweit einer der bedeutensten Hersteller von Impellern. Wir besuchten die deutsche Firma, mit Sitz in Willich in der Nähe von Düsseldorf, und sprachen mit Firmengründer und Inhaber Oliver Wennmacher.

EDF-Jets.de: Vielleicht können Sie uns etwas über die Entstehungsgeschichte von WeMoTec erzählen.

 Oliver Wennmacher (WeMoTec): Alles begann 1994. Elektroimpeller waren noch weitgehend unbekannt und es war erst wenige Jahre her, dass überhaupt die ersten spärlich motorisierten Impellermodelle erfolgreich flogen. Bevor wir anfingen gab es allerdings bereits eine kleine Firma in England (Electro Jet Technologies), die Elektroimpeller herstellte. Zu dieser Zeit schrieb ich eine monatliche Kolumne in einem englischen Fachmagazin (RC Model World). Ein Leser nahm mit mir dann Kontakt auf, und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, seine neu entwickelten Impeller in Deutschland zu vertreiben. Zu dieser Zeit hatte ich mich gerade als Architekt selbstständig gemacht, und war eigentlich ziemlich ausgelastet.

 Aber die Sache faszinierte mich und ich übernahm kurzentschlossen den Vertrieb. Kurze Zeit später stand die Firma zum Verkauf. Ich entschloß mich diese Firma zu kaufen und habe das Gewerbe eine Zeit lang nebenberuflich betrieben, was ja durch meine Selbständigkeit auch organisatorisch recht gut ging. Natürlich war der Kauf damals ein finanzieller Kraftakt, zumal ich ja selbst beruflich noch in der Gründungsphase steckte. Meine Mutter entschied damals spontan mit einzusteigen. Erst als stille Teilhaberin, sehr bald aber auch im aktiven Geschäft. Es läuft mir noch heute manchmal ein Schauer über den Rücken, wenn ich bedenke, dass damals innerhalb weniger Wochen die Weichen für ein Geschäft gelegt wurden, dessen Tragweite damals für keinen der Beteiligten auch nur im Ansatz erkennbar war.

 Über die Jahre hat sich das Verhältnis Architektur zu WeMoTec dann völlig umgekehrt. Im Bereich Architektur bin ich weitgehend nur noch in einem ganz speziellen Bereich, und zwar in der Planung von energieeffizienten Holzhäusern, tätig. Auch das Haus in dem sich unser Gewerbe nun befindet habe ich selbst entworfen und 2006 errichtet. Es ist komplett aus Holz und CNC-gefertigt - im Grunde wie ein überdimensionales Flugmodell. Der Rohbau dauerte damals drei Tage, für ein Modell benötige ich da meist deutlich länger. Aber WeMoTec ist mittlerweile zu 90 Prozent mein Hauptgeschäft.

haus

EDF-Jets.de: Wo werden Ihre Impeller eigentlich entwickelt und gefertigt?

Oliver Wennmacher (WeMoTec): Die Entwicklung erfolgt sowohl im Hause, als auch extern. Bei den Impellern setzen wir auf externe Fertigung und hier haben wir drei Lieferanten, mit denen wir seit Firmengründung zusammen arbeiten. Die Endkontrolle und Konfektionierung erfolgt dann bei uns in Haus. Neben mir arbeiten in der Firma aktuell noch drei Mitarbeiter. Meine Mutter in der Buchhaltung und Verwaltung, ein Mitarbeiter, der ausschließlich wuchtet und ein weiterer Mitarbeiter für Modellprototypenfertigung und Konfiguration von Antrieben. In Zukunft werden wir Antriebseinheiten auf Wunsch auch vorkonfektioniert liefern.

EDF-Jets.de: Die Produkte haben sich ja über die Zeit verändert. Können Sie etwas zum Thema Produktpflege sagen?

Oliver Wennmacher (WeMoTec): Bemerkenswert ist, dass unsere beiden Kernprodukte, der Mini Fan und der Midi Fan, auch gleichzeitig unsere ältesten Produkte sind. Mit einem Vorläufer des Midi Fan haben wir im Prinzip die Firma gegründet und zwei Jahre später kam dann der Mini Fan dazu. Was wir heute verkaufen hat allerdings mit dem ursprünglichen Modell nichts mehr zu tun, weil wir ein bis zweimal im Jahr Produktpflege betreiben. So wurde z. B. mehrfach das Material gewechselt, um den ständig steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Als wir den Mini Fan entwickelt haben, da waren 100 Watt Leistung üblich. Wir sind heute bei Leistungen von 1.800 Watt beim Mini Fan. Der Midi Fan entwickelt sich bezüglich des Leistungsbereichs in Richtung 3,5 Kilowatt.

Normalerweise ist das eine stille Produktpflege ohne eine Kennzeichnung im Produktnamen. Es gab aber einen gravierenden Schritt, nämlich als wir angefangen haben die Impeller dynamisch zu wuchten. Um dies zu verdeutlichen haben dann die Produktnamen mit dem Zusatz "Pro" versehen. Neu in diesem Jahr ist, dass wir nun auch die Micro Fans dynamisch wuchten.

Ein Problem war hier die geringe Wuchtmasse aber mittlerweile haben wir dafür eine Lösung gefunden. Zum Wuchten nutzen wir eine sehr präzise Wuchtmaschine der Firme Schenck, mit der wir bis auf eine Restunwucht von ca. 0,01 gmm wuchten können. Wir haben lange danach gesucht, denn aktuelle Maschinen sind meist weniger präzise. Die von uns erworbene Maschine war einmal als Sonderanfertigung für eine Firma entwickelt worden, die damit Tachonadeln für PKW wuchtete. Ein absoluter Glückstreffer, denn von dieser Machine wurden nur ca. 20 Stück gefertigt.

 

EDF-Jets.de:  Sie stellen ja auch Impeller für den Industriebereich her. Wie groß ist der Anteil?

Oliver Wennmacher (WeMoTec): Ungefähr sie Hälfte der Impeller wird bei uns für Industrieanwendungen hergestellt – hauptsächlich für Kühlungen. Hier ist der Automobilrennsport ein Hauptbereich, aber auch andere Anwendungen, bei denen große Luftmengen schnell bewegt werden müssen und die Lärmentwicklung nicht kritisch ist. Zur Zeit entwickeln wir erstmalig einen Impeller, der nicht für den Flugmodellsport gedacht ist. Wir produzieren natürlich auch auf Vorrat und halten so um die 3.000 bis 5.000 Impeller vor.

EDF-Jets.de:  Wie wird sich bei Ihnen die Palette von Impellern im Modellflugbereich noch erweitern, insbesondere was größere Impeller angeht?

Oliver Wennmacher (WeMoTec):  Wir waren ja mit großen Impellern sehr früh am Markt und hatten 106 und 125 Millimeter-Impeller im Programm, die wir vor fünf Jahren aus dem Markt genommen haben. Vielleicht etwas verfrüht. Die Entwicklung größerer Impeller ist aber wieder geplant und zwar ganz konkret die Größen 100, 110 und 120 Millimeter. Im Moment decken wir die 110-mm-Klasse ja mit den Stumax-Impellern ab, die wir im Vertrieb haben.

Die Zusammenarbeit von Stumax ist hier übrigens keine Übergangslösung sondern langfristig ausgelegt. Angedacht ist in Zukunft auch eine gemeinsame Entwicklung von Impellern. Hier denken wir als erstes an eine Überarbeitung unseres 120-mm-Impeller, der dann auch bei uns produziert wird. Das wird vermutlich in den nächsten 18 Monaten der Fall sein.

Wir haben ja früher auch Kohlefaser-Impeller hergestellt aber wir haben die Entscheidung getroffen unsere Kunststoff-Impeller nach oben hin auszuweiten – also die ganze Bandbreite von 50 bis 120 Millimeter - und uns aus dem Thema Kohlefaser-Impeller zur Zeit raushalten und unser Angebot durch Stumax-Impeller zu ergänzen. Stumax wird sein Angebot an Modellen auch noch erweitern. Wir denken, dass die großen Kunststoff-Impeller den Leistungsbereich bis acht Kilowatt abdecken können.

Die zwei großen Fragen der Zukunft im Impeller-Modellflug sind momentan: wie entwickelt sich die Akkutechnik und die Hauptfrage ist eigentlich: woher bekomme ich die entsprechenden Ströme zum Laden der Akkus? Es gibt bei den Herstellern schon Überlegungen dieselgetriebene Ladegeräte zu bauen, um überhaupt die entsprechenden Leistungen bereitzustellen.

Wobei ich mich an der Stelle schon manchmal frage, ob die Entwicklung im Elektroflug nicht ein Anachronismus ist. Ich plane Häuser, die mit einem Minimum an Energie auskommen, die Gesellschaft geht mit Energie inzwischen sehr bewußt um, aber im Elektroflug erleben wir einen Trend, dass enorme Energiemengen verbrauch" werden. Das mag durch die geringe Verwendungszeit ökologisch durchaus noch vertretbar sein, aber zumindest stoßen wir vermehrt rein praktisch an Grenzen. Zuhause können Akkus noch komfortabel geladen werden, aber auf dem Platz? Ich denke, das wird eine der spannenden Fragen der nächsten Jahre.

EDF-Jets.de: Wie geht es denn weiter was die Entwicklung von Modellen angeht?

Oliver Wennmacher (WeMoTec): Wir bereiten im Moment mehrere eigene Modelle vor. Diese werden entweder lohngefertigt oder bei uns im Haus hergestellt. Wir werden eine Premium-Serie anbieten, bei der wirklich alles komplett ist was den Baukasten angeht. Weiter bieten wir auch einen Bauservice an. Unsere Voll-GfK F-16 wird im Moment für den Mini Fan umkonstruiert und die Vorstellung erfolgt im Frühsommer 2010. Sie wird abnehmbare Flächen und eine detaillierte Oberfläche haben und nun handstartfähig sein. 

Es wird aber 2010 noch ein weiteres Modell folgen. Wir entwickeln da noch einige Modelle parallel, aber wie immer bei uns werden diese erst vorgestellt, wenn sie sorgfältig getestet, produziert und ab Lager verfügbar sind. Mich persönlich stört es als Modellflieger maßlos, dass in der Branche Produkte ständig angekündigt und teilweise über weit mehr als ein Jahr beworben werden, obwohl sie überhaupt noch nicht erhältlich sind. Deshalb haben wir vor Jahren beschlossen, nur noch anzukündigen, was dann auch sofort lieferbar ist. Und die Kunden honorieren das.

Vorgenommen haben wir uns so ein bis zwei Modelle pro Jahr. Die Modelle sollen ausentwickelt sein und wir wollen sie dann über Jahre anbieten und pflegen, d. h. die Modelle sollen kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dies werden Plug-and-Play Modelle sein. Kanäle für die entsprechenden Impeller sind vorbereitet und es liegen auch entsprechende Düsen dem Bausatz bei. Wir werden die Modelle so auslegen, dass auch Schübeler- und Aeronaut Impeller eingebaut werden können. Es wird eine gehobene Qualität geliefert, die preislich aber noch im oberen Mittelfeld anzusiedeln ist. So wird die überarbeitete F-16 z. B. deutlich unter 400 Euro liegen.

EDF-Jets.de: Ich habe gehört Sie legen auch Antriebe für Modelle von anderen Herstellern aus?

Oliver Wennmacher (WeMoTec):  Ja genau. Wir haben in der Vergangenheit schon eng mit Modellherstellern zusammengearbeitet, wie z. B. mit Simprop und insbesondere natürlich mit RBC, aber auch kleineren amerikanischen Herstellern. Wir beraten aber auch andere Hersteller von Modellen, wie aktuell z. B. für den Bird of Prey von KAVAN, der einen Tuningantrieb erhalten wird, den wir dann auch betriebsbereit konfektioniert für Kavan produziere. Mehr dazu zur Nürnberger Messe, nur soviel, das Modell macht jetzt richtig Laune. Wir haben dafür extra einen 60 mm Impeller entwickelt, den es bislang so nicht gab. Aber natürlich sind sind wir für alle Hersteller offen, die ihre Produkte optimieren möchten.

Momentan intensiviert sich die Zusammenarbeit mit der Firma Jet Arrows aus Tschechien, der sehr hochwertige Modelle produzieren. Ferngehalten haben wir uns bislang völlig von den Fernostmodellen, weil sie bislang einfach nicht meinen persönlichen Vorstellungen von Entwurfsqualität und Fertigung entsprachen. Allerdings haben wir jetzt einen kleinen Hersteller gefunden, der "anders tickt", Qualität lebt und seine Modelle sehr gezielt optimiert. Hier gibt es eine enge Zusammenarbeit in der Testphase und die Modelle werden speziell an unsere Impeller angepaßt, sodass wir demnächst auch im sehr hochwertigen ARF-Bereich (Voll-GfK) neue Angebote haben werden.

EDF-Jets.de: Wie sehen Sie denn die weitere Entwicklung des Impellerflugs allgemein?

Oliver Wennmacher (WeMoTec): Wir erleben im Moment, dass sich der Impellerflug wie die Gesamtgesellschaft entwickelt. Wir haben einen enormen Boom bei den billig und billigst Schaummodellen. Die Gimmicks stehen da häufig im Vordergrund und nicht die Qualität und Funktionalität. Die Mittelklasse wird relativ dünn und dann gibt es wieder eine bedeutende Oberklasse von GfK-Modellen. In dem Bereich der Mittelklasse von 500 bis 1.000 Euro ist die Nachfrage alleridngs auch nicht so groß. Die Depron/Schaum-Modelle werden sich sicherlich im Markt als eigene Klasse etablieren. Rückläufig sind aktuell die billigeren ARF-Modelle, weil die Kunden über die momentan gelieferte Qualität frustriert sind.

Wir merken dagegen erstaunlicher Weise einen deutlichen Boom bei Holzbaukästen, ich habe allerdings noch kein Gefühl dafür, ob das ein Trend oder eine "Retrowelle" ist. In 2010 werden wir deshalb auch wieder einen CNC Baukasten auflegen. Das werden keine großen Stückzahlen, aber der Markt ist groß genug um so etwas anzubieten. Langfristig geht die Tendenz aber natürlich zu ARF Modellen, wobei wir uns hier ausschließlich auf Qualitätsprodukte beschränken. 

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